• 04 JAN 16
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    Impfmanagement

    Impfmanagement

    1. Impfung adulter Pferde:

    Um einen stabilen Impfschutz zu erhalten sind einige Dinge zu beachten:

    Pferde (incl. Fohlen), die erstmalig geimpft werden – bzw. solche, bei denen ein zu langer Abstand zwischen den Boosterimpfungen liegt, müssen grundimmunisiert werden. Dies bedeutet, dass nach der Erstimpfung eine sogenannte „Boosterung“ (Auffrischimpfung) innerhalb eines bestimmten Zeitraumes erfolgen muss, damit der Körper zu einer verstärkten Antikörperproduktion angeregt wird. Antikörper sind die Abwehrstoffe, die der Körper nach der Impfung produziert – und die dann in der Lage sind, die entsprechenden Krankheitserreger abzufangen. Je nach Erreger gegen den man impft bzw. z.T. auch impfstoffabhängig müssen in unterschiedlichen Abständen Wiederholungsimpfungen durchgeführt werden.

    Warum sollte man nicht alles auf einmal impfen?

    Bestimmte Impfstoffkombinationen sind möglich, jedoch macht es aus meiner Sicht keinen Sinn, das Immunsystem des Pferdes auf einmal mit allen Impfungen zu konfrontieren. Zum einen kann dies zu einer sehr starken Belastung des Körpers führen; zum anderen besteht die Gefahr, dass das Immunsystem gegenüber den einzelnen Erregern gegen die ich impfe keinen ausreichenden Schutz aufbauen kann. So kann im schlimmsten Falle der Impfschutz bei einer Infektion nicht ausreichend sein, um die Erreger abzuwehren.

    Wann sollte ich nicht impfen?

    Eine Impfung sollte nicht durchgeführt werden, wenn das Pferd nicht ganz gesund ist, da sonst die Impfung eine zusätzliche Belastung darstellt bzw. kein ausreichender Impfschutz aufgebaut wird. Bei tragenden Stuten sollte der Tierarzt über neue Grundimmunisierungen entscheiden. Folgeimpfungen können i.d.R. im Rhythmus weiter durchgeführt werden.

    2. Impfung von Fohlen

    Fohlen von korrekt geimpften Mutterstuten sollten erst in einem Alter von 6 Monaten geimpft werden, da sie bis dahin noch Antikörper der Mutter besitzen (sofern eine adäquate Biestmilchaufnahme erfolgt ist). Bei verfrühtem Impfen können die Impfantikörper die der Mutter blockieren, was wiederum zu keiner belastbaren Immunität führt.

    Fohlen sollten mindestens gegen Tetanus geimpft werden – dies ist für den Aufenthalt auf der Fohlenweide, der nahezu immer mit der einen oder anderen Blessur einhergeht, vorrangig. Grundsätzlich ist auch für Fohlen das allgemeine Impfschema anwendbar. Mit den Betreibern des Aufzuchtbetriebes sollten Sie vorab klären, ob weitere Impfungen Bedingung sind.

    3. Erkrankungen / Erreger, gegen die eine Impfung sinnvoll ist

    Die im Folgenden beschriebenen Impfungen entsprechen den „Core-Komponenten“ – also den als wichtig angesehenen Impfkomponenten der Ständigen Impfkommission Vet. des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte e. V. (entnommen aus der Leitlinie zur Impfung von Pferden von Sept. 2013).

    Tetanus: Synonym „Wundstarrkrampf“

    Das sporenbildende Bakterium Clostridium tetani kommt überall vor. Die Infektion erfolgt durch das Eindringen von Sporen in (z.T. sehr kleine Wunden). Unter Abwesenheit von Sauerstoff vermehren sich die Bakterien und bilden Toxine, die Einfluss über die Nervenzellen auf die Muskulatur haben und zu den typischen Krämpfen – und leider auch in vielen Fällen infolge des späten Erkennens zum Tod des Tieres führen. Einhufer (Pferde, Esel) zeigen eine besonders hohe Empfindlichkeit bezüglich der Erreger. Nach der Grundimmunisierung sollten alle zwei Jahre Wiederholungsimpfungen durchgeführt werden. Erhältlich ist inzwischen auch ein im Stall durchführbarer Schnelltest, der die Belastbarkeit der Immunität quantifiziert.

    Influenza: Synonym „Pferdegrippe“

    Erreger der Pferdeinfluenza können mehrere Stämme verschiedener Erregerlinien (Subtypen) sein, sodass sich die Impfstoffe immer aus mehreren Komponenten, die optimalerweise regelmäßig von den Impfstoffherstellern angepasst werden, zusammensetzen. Da die Influenzaviren die Eigenschaft besitzen, ihr Genom ständig zu ändern, bietet die Impfung keinen 100%-Schutz, jedoch in der Regel bei korrekt eingehaltenen Impfabständen eine gut belastbare Immunität. Für Turnierpferde wird von der FN (Deutsche Reiterliche Vereinigung) eine Impfpflicht mit einem Maximalabstand von 6 Monaten plus maximal 3 Wochen für die Wiederholungsimpfungen angegeben.

    Herpes: Die für uns in den meisten Fällen relevanten Herpesstämme EHV 1 und 4 führen neben Problemen des Atmungstraktes (Rhinopneumonitis) zu Aborten (Fehlgeburten i.d.R. im letzten Drittel der Trächtigkeit) und zu den gefürchteten Lähmungserscheinungen durch im Bereich des Rückenmarkes verursachte Blutungen. Impfziel bei diesen Erregern ist die Reduzierung des Infektionsdruckes in den Beständen (durch Senkung der Erregerausscheidung). Dies setzt voraus, dass alle Pferde eines Bestandes geimpft werden sollten. Einen besonderen Impfrhythmus empfiehlt die Impfkommission für tragende Stuten. Derzeit ist in Deutschland nur ein Herpesimpfstoff erhältlich (Prevaccinol der Firma Intervet – ein EHV 1- Lebendimpfstoff).

    Als sogenannte „Non-Core-Komponenten“ sind Impfstoffe gegen folgende Erreger Impfstoffe in Deutschland erhältlich:

    Druse Streptococcus equi subsp. equi-Infektion

    Tollwut Deutschland ist offiziell seit 2008 frei von terrestrischer Tollwut. Zu bedenken ist jedoch, dass durch die offenen Grenzen und den zunehmende Tierimport die Gefahr des Auftretens wieder zunimmt – somit ist zumindest für extensiv gehaltene Pferde meines Erachtens das Durchführen einer Tollwutimpfung eine sinnvolle Überlegung. Je nach Impfstoffhersteller besteht bereits bei einmaliger Impfung Schutz für 2 bis 3 Jahre.

    Trichophytie/Mikrosporie, die sogenannte „Pilzimpfung“ kann prophylaktisch sowie therapeutisch eingesetzt werden

    WNV West Nile Virus – Deutschland ist derzeit frei von WNV. Die Impfempfehlungen beziehen sich auf Pferde, die in gefährdete Gebiete Reisen (Bsp. USA, Kanada, einige südeurop. Länder)

    u.a.

    4. Vorschlag für einen Impfkalender bei komplett neuer Grundimmunisierung

    1) Tetanus + Tollwut (Erstimpfung)

    nach 10-14 Tagen

    2) Influenza + Herpes (Erstimpfung)

    Nach 10-14 Tagen

    3) Tetanus (Boosterung)

    Nach 10-14 Tagen

    4) Influenza + Herpes (Boosterung)

    Bezüglich der Grundimmunisierung gilt eigentlich bei allen Impfungen wie oben beschrieben die Boosterung nach 4 bis 6 Wochen. Als Teil der Grundimmunisierung bei Influenza gilt eine weitere Impfung nach 6 Monaten. Turnierpferde behalten dann den halbjährlichen Rhythmus bei. Bei allen anderen kann das Impfintervall auf eine Spanne von bis zu einem Jahr gezogen werden. Tetanus muss nach den ersten beiden Impfungen nochmals nach einem Jahr geboostert werden – danach gilt je nach Impfstoff ein 2- bis 3-Jahres-Rhythmus. Herpes muss unabhängig eines Turnierstarts in halbjährlichen Abständen aufgefrischt werden.

    Abhängig von der individuellen Reaktion auf die Impfung kombiniere ich folgende Impfungen:

    – Tetanus + Tollwut

    – Tetanus + Influenza (Kombi-Impfstoffe erhältlich)

    – Tetanus + Influenza + Herpes (bei unempfindlichen Pferden)

    Sprechen Sie mich bitte bei Fragen bezüglich geplanter Impfungen an, damit wir für Ihr Pferd das optimale Impfschema erstellen können!

     

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