• 04 JAN 16
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    Fohlengeburt

    Fohlengeburt

    Ein Fohlen kommt zur Welt

    1. Voraussetzungen für eine normale Entwicklung d. Fohlens im Mutterleib

    Voraussetzung für die optimale Entwicklung des Fetus im Mutterleib ist zunächst eine ungestörte Trächtigkeit der Stute!

    Regelmäßige Entwurmungen sowie Schutzimpfungen gegen Tetanus, Influenza und Herpes (EHV 1,4) sollten zum Standard eines Zuchtstuten führenden Betriebes gehören. Häufige Nachfragen erhalte ich bzgl. der Herpesimpfungen, da man immer wieder von Herpesausbrüchen in Ställen mit einem hohen Anteil geimpfter Pferde hört. Grundsätzlich darf bei geimpften Pferden nicht von einem 100%-Schutz ausgegangen werden. Vielmehr ist das Ziel einer den gesamten Bestand umfassenden Herpesimpfung die Senkung des Infektionsdruckes. Da ein Großteil unserer Pferdepopulation Träger des Herpesvirus ist, kann man lediglich mit einer flächendeckenden Impfung die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruches senken (oder sogar manchmal verhindern). Für tragende Stuten (auch solche, die bisher noch nicht geimpft worden sind) gibt es einen zugelassenen Herpesimpfstoff. Bitte sprechen Sie mich darauf an – ich versuche dann die im Einzelfall optimale Lösung für meine Patienten zu finden, um möglichst wirksam einem EHV-bedingten Virusabort („Verfohlen“ i. d. R. im letzten Drittel der Trächtigkeit) vorzubeugen.

    Tetanusschutzimpfungen sollten bei allen Pferden zum Standartrepertoire an Impfungen gehören. Auch hier sehe ich leider immer wieder große Lücken in der Impfhistorie. Da Pferde eine wesentlich höhere Empfindlichkeit bzgl. der Tetanusbakterien aufweisen als z.B. der Mensch, sind neben der korrekten Grundimmunisierung wesentlich kürzere Impfintervalle notwenig (i.d.R. alle zwei Jahre). Eine im letzten Drittel der Trächtigkeit durchgeführte Tetanus-Impfung schützt zudem das Fohlen optimal bis es selbst in der Lage ist, Antikörper aufzubauen und somit geimpft zu werden.

    Weitere wichtige Punkte für die normale Entwicklung der Frucht sind eine ausgewogene Fütterung der Zuchtstute sowie ausreichend Bewegung.

    Hierbei sollte immer das Gewicht der Stute im Auge behalten werden, denn es ist ein Trugschluss, dass jede tragende Stute eigentlich „soviel fressen darf wie sie kann…. Denn das Fohlen soll ja gut gedeihen“. Bei sehr leichtfuttrigen Stuten ist es daher sinnvoll, ggf. auch die Ration zu begrenzen, um die „Zuchtkondition“ zu erhalten. „Fette“ Stuten neigen zur Ablagerung von Depotfetten im Bereich des weichen Geburtsweges, was wiederum ein Geburtshindernis von Seiten des Muttertieres darstellen kann.

    Grundlage der Fütterung tragender Stuten sollte ein qualitativ einwandfreies Grundfutter (Heu, Silage, Stroh) sein, welches nach Bedarf durch Kraftfutter ergänzt werden kann (abhängig von Typ, Belastung und Gewicht der Stute). Je nach Eiweißgehalt und Eiweißzusammensetzung des Heus kann es besonders am Ende der Trächtigkeit sowie in der frühen und mittleren Laktationsphase (Säugephase) bei reinen Heu-Hafer-Rationen zu einer

    Unterversorgung mit essentiellen Aminosäuren kommen. Hier kann zum Beispiel ein Defizit durch die Zufütterung von Sojaextraktionsschrot, Bierhefe oder Luzerne ausgeglichen werden. Nicht fehlen darf in der Ration die regelmäßige (wenn möglich tägliche) Fütterung eines Mineralfutters, dessen Menge zum Ende der Trächtigkeit hin erhöht werden sollte, um eine gute Mineralisierung d. Skelettes des Fetus zu gewährleisten. Dies ist sicher ein Ansatz mit dem orthopädischen Problemen (Fehlstellungen, OCD – sog. „Chips“) z.T. schon hier vorgebeugt werden kann.

    Ein Salzleckstein (NaCl) sollte auch jeder tragenden Stute zur freien Verfügung stehen. Man geht davon aus, dass z.B. ein Natriummangel mitverantwortlich sein kann für den verzögerten Abgang des Darmpeches bei Fohlen.

    Im Zweifelsfall – z.B. bei Verwendung vieler Rationskomponenten oder bei auftretenden Problemen raten wir Ihnen, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Durch Zusammenarbeit mit der Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig können wir für Sie eine fundierte Rationsanalyse mit den gewünschten Futtermitteln (oder auch einfach Rationsvorschläge) durchführen lassen.

    Anmerkung bzgl. Fütterung/Gesundheit Zuchtstute: natürlich sollten auch bei Zuchtstuten regelmäßige Zahnkontrollen und ggf. –korrekturen durchgeführt werden!!!

    Wichtig: um den Geburtszeitraum sollte man keine Futterumstellung durchführen!

    Ebenso wichtig wie eine ausgewogene Ernährung der Stute ist deren Bewegung. Optimal für physische sowie psychische Gesundheit ist natürlich der Weidegang in einer festen Herde. Da im Winter oft nicht die Möglichkeit besteht, sollte auf alternative Bewegungsmöglichkeiten für täglich mehrere Stunden ausgewichen werden (befestigte Paddocks, Laufenlassen auf Platz/in Halle). Auch gegen das moderate Reiten tragender Stuten spricht grundsätzlich nichts – jedoch sollte man gerade zum Ende der Trächtigkeit hin auf deutliche körperliche Beanspruchung verzichten.

    Stuten deren Bewegungsanspruch man v. a. auch am Ende der Trächtigkeit gerecht wird, werden mit größerer Wahrscheinlichkeit einen ungestörten Geburtsablauf zeigen, als solche, die die Wintermonate überwiegend in der Box verbracht haben!

    2. Krankheitsvorbeugung / Handeln im Erkrankungsfall:

    Natürlich können wir nur bedingt durch regelmäßige Entwurmungen, Schutzimpfungen, Zahnkontrollen etc. Krankheiten und somit einer Gefahr für das werdende Fohlen vorbeugen – auch führt nicht unweigerlich jede Erkrankung der Mutterstute zu einer Schädigung der Frucht. Jedoch sollten Sie Ihre Zuchtstuten genau beobachten und ggf. bei auftretenden Problemen mit uns Rücksprache halten.

    Komplikationen, die z.B. in der Trächtigkeit auftreten können und mindestens einer sofortigen Rücksprache mit dem Tierarzt bedürfen (keine Garantie auf Vollständigkeit):

    – Fieber (hohes Fieber kann die Tätigkeit aller Organe beeinträchtigen und zu einer verschlechterten Versorgung d. Frucht führen)

    – Kolik o. kolikähnliche Symptome (diese können alleine durch Lage-/Stellungsänderungen d. Fohlens v.a. kurz vor der Geburt bedingt werden, oder aber auch gravierende Probleme als Ursache haben, wie z.B. Gebärmutterdrehung, Darmverlagerung etc.)

    – Verfrühtes Anbilden eines Euters („Aufeutern“) – kann ein Hinweis auf eine Plazentitis (Entzündung der Plazenta) sein

     

    – Eitriger Ausfluss (z.B. bei Abort, Plazentitis) – nicht zu verwechseln mit der Auflösung d. Schleimpfropfes des Muttermundes unmittelbar vor der Geburt: hierbei sieht man z.T. den Abgang von zähem, klar bis ggr. blutigem Schleim.

    – Schnelle abnorme Umfangsvermehrung d. Bauches der tragenden Stute im letzten Drittel der Trächtigkeit (den Besitzern fällt oft auf, dass sich die Stuten gar nicht mehr hinlegen – z.B. bei Hydrops Allantois (übermäßige Produktion von Fruchtwasser z.B. bei einer angeborenen Nierenerkrankung d. Frucht)

    Anmerkung: Schmerzen aller Art und unabhängig ihrer Ursache (innere Organe, Bewegungsapparat) können zu einer deutlichen Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens führen und somit eine Gefahr für die Trächtigkeit bedeuten!!!

    3. Vorbereitung auf die Geburt

    Abfohlbox

    – soll die Stute in einem anderen Stall oder einer anderen Box abfohlen, so sollte man das Umstellen mindestens 3-4 Wochen (eher länger) vor dem errechneten Geburtstermin vornehmen, damit sich die Stute adaptieren und der Körper sich mit dem veränderten Keimmilieu auseinandersetzen kann.

    – Besonders im Abfohlbereich und zum Geburtszeitraum hin sollte auf strenge Hygiene geachtet werden. Auf eine „Matratzeneinstreu“ sollte hier verzichtet werden. Da viele Züchter ihre Zuchtstuten bereits relativ gut kennen, sollte bei den ersten Anzeichen auf die bevorstehende Geburt nochmals die Box gereinigt werden. Besonders unmittelbar nach der Geburt besteht eine hohe Infektionsgefahr für das Fohlen, welches ohne Antikörper (Abwehrstoffe) geboren wird. Eintrittspforten sind unter anderem der noch nicht eingetrocknete Nabel ebenso wie Maul und Nüstern.

    Bereitlegen sollte man

    – zeitnah abgekochte Handtücher ( zur Säuberung von Nüstern u. Maul d. Fohlens von Schleim und Blutresten, sofern nötig)

    – Geburtsstricke (Geburtshilfe sollte nur bei Indikation und durch erfahrene Personen durchgeführt werden)

    – Jod-Spray oder –Tinktur (PVP-Jod, z.B. Betaisodona) zur Nabeldesinfektion

    – Mullbinde o.ä. (zum Bandagieren d. Schweifes – trägt wesentlich zur Hygiene bei – Achtung jedoch: die Bandage nur locker wickeln und nach Abgang d. Nachgeburt entfernen, damit es nicht zum Druck/Absterben der Schweifrübe kommt!)

    – Klistier (prophylaktische Gabe zur Beschleunigung d. Darmpechabganges)

    4. Die Geburt

    Generell kann man davon ausgehen, dass ein Fohlen ab dem 320. Trächtigkeitstag überlebensfähig sein kann, d. h. zu diesem Zeitpunkt ist die Geburt eines reifen Fohlens möglich. Genauso kann ein Fohlen zum errechneten Geburtszeitraum z.B. aufgrund eines Entwicklungsdefizites unreif geboren werden.

    Nach einer mittleren Trächtigkeitsdauer von 330 plus/minus 10 Tagen (es gibt Stuten, die ein Jahr ohne Komplikationen tragen!) beginnt die Geburt mit dem Vorbereitungsstadium: einige Tage vor der Geburt ändert die Frucht ihre Lage im Mutterleib: sie dreht sich von

    der unteren in die sogenannte „obere Stellung“, d. h. der Rücken d. Fohlens liegt nicht mehr nach unten im Bauch der Stute sondern parallel zu deren Rücken nach oben.

    Für das Erreichen der oberen Stellung ist wiederum die Bewegung der Stute sehr wichtig!

    Manche Stuten zeigen in diesem Zeitraum gelegentliches Unwohlsein (dies kann ähnlich aussehen wie Koliksymptome).

    Das nächste für uns deutlich sichtbare Geburtsstadium ist das Austreibungsstadium: der Muttermund hat sich geöffnet und durch die Stellwehen und schlussendlich die Presswehen (aktive Bauchpresse der Stute) tritt die Frucht in den Geburtsweg ein.

    Bei einer normal ablaufenden Geburt vergeht vom Beginn dieses Stadiums bis zur Geburt des Fohlens in der Regel keine halbe Stunde. Nach Abgang des Fruchtwassers erscheint schnell im Bereich der Scheide eine bläuliche Fruchtblase (Amnion) in der bereits die Vorderbeine und bald darauf auch das daraufliegende Köpfchen sichtbar sind.

    Bei den meisten Pferdegeburten ist das Eingreifen durch uns Menschen nicht notwendig!

    Ein Eingreifen wird notwenig:

    – wenn die Stute deutliche Wehentätigkeit zeigt, jedoch die bläuliche Fruchtblase (Amnion) nicht erscheint

    – wenn Kopf u./o. die Vorderbeine in der Eihaut nicht erscheinen (es kann sich um eine Lage-bzw. Stellungsanomalie handeln)

    – wenn die Wehentätigkeit stagniert

    – wenn die Frucht sich trotz Wehentätigkeit im Geburtsweg nicht weiterschiebt

    – etc.

    Achtung: bei offensichtlichen Stellungs-/bzw. Lageanomalien sollte sofort der Tierarzt angerufen werden!!!

    – wenn z.B. Gliedmaßen sichtbar sind, jedoch mit den nächsten Presswehen der Kopf nicht erscheint

    – wenn statt der Vordergliedmaßen die Hintergliedmaßen zuerst erscheinen (die Hufsohlenfläche zeigt in diesem Fall nach oben)

    – wenn der Kopf erscheint, jedoch nicht die gestreckten Vordergliedmaßen

    – etc!!!!

    Eine eigenmächtiger Versuch der Lage-bzw. Stellungskorrektur kann zu ernsthaften Verletzungen v.a. der Stute führen!

    Wenn das Fohlen da ist:

    Befreien Sie Nüstern und Mäulchen des Fohlens von Schleim- und Blutresten sofern die Stute dies nicht unverzüglich selbst tut. Generell ist eine Versorgung d. Fohlens mit Sauerstoff bei intaktem Nabel auch in der Eihülle gewährleistet, jedoch kann der Nabelstrang bereits während der Geburt gequetscht worden sein, so dass die Versorgung beeinträchtigt ist. Der Nabel sollte nicht durchtrennt werden. Sobald die Stute aufsteht reißt dieser in der Regel an der präformierten Rissstelle ca. 2cm unterhalb der Bauchdecke. Ist dies erfolgt, sollten Sie unverzüglich den Nabelstumpf mit PVP-Jod-Spray oder –Lösung desinfizieren (dies sollte alle 12 Stunden bis zum 2. Lebenstag wiederholt werden), um einer eventuellen Keimbesiedelung vorzubeugen.

    Sollte die Stute sich nicht sofort um das Fohlen kümmern, ist es hilfreich, das Fohlen mit den Handtüchern oder mit sauberem Stroh abzurubbeln. Dies regt Atmung und Kreislauf an.

    Wichtig ist nun, dass Stute und Fohlen Ruhe haben. Handelt es sich jedoch um eine Erstgebärende, so sollte man ein besonderes Augenmerk auf die Stute haben, da es immer wieder Stuten gibt, die das Neugeborene zunächst nicht an das Euter lassen.

    Auch sollte der Abgang der Nachgeburt kontrolliert werden. Grundsätzlich sollte die Nachgeburt innerhalb von max. 3-4 Stunden nach der Geburt abgegangen sein. Ist dies nicht der Fall spricht man von Nachgeburtsverhaltung. In diesem Fall sollten Sie unverzüglich dem Tierarzt Bescheid geben. Er wird durch eine Infusion und ggf. Spülung der Gebärmutter und vorsichtiges Abnehmen versuchen, die Nachgeburt zu entfernen.

    Auch bei zeitgerechtem Abgang der Nachgeburt sollte diese in einem Eimer aufgehoben und durch den Tierarzt auf Vollständigkeit kontrolliert werden.

    Zurückgebliebene Nachgeburtsteile führen schnell zu Fieber, eitrigem Ausfluss (Endometritis) sowie evt. zur sogenannten „Nachgeburtsrehe“.

    5. Fahrplan für das neugeborene Fohlen

    Das normale Fohlen

    – befindet sich kurz nach der Geburt in Brust-Bauch-Lage

    – zeigt einen Saugreflex nach max. 20 min

    – steht i. d. R. innerhalb einer Stunde auf (spätestens nach 2 Std.)

    – sollte mit den ersten Stehversuchen bereits beginnen, nach dem Euter zu suchen und sollte optimalerweise innerhalb der ersten 2 Stunden begonnen haben zu trinken

    – innerhalb von 6 – 10 Std. max. sollte der erste Harnabsatz erfolgen

    – sollte innerhalb der ersten 8-12 Stunden das Darmpech abgesetzt haben

    Eine zügige Kolostrumaufnahme (Biestmilchaufnahme) ist Voraussetzung zur Erlangung einer passiven Abwehr (Fohlen werden ohne Antikörper geboren – ihr Darm kann die Antikörper aus der Biestmilch bis etwa zur 12. Lebensstunde aufnehmen – bis zu diesem Zeitpunkt sollte das Fohlen mind. einen Liter Biestmilch getrunken haben). Ebenso regt die aufgenommene Biestmilch die Darmtätigkeit an und ist somit Voraussetzung für den Abgang des Darmpechs. Der Abgang d. Darmpeches sollte innerhalb der ersten 8 Stunden erfolgt sein. Bei einem Warmblutfohlen kann das Darmpech eine Länge von 75cm erreichen. Es ist dickbreiig bis sehr fest und im gegensatz zum gelben „Milchkot“ dunkelbraun. Der Abgang kann durch die Eingabe eines Klistiers gefördert werden, sollte aber in jedem Fall durch den Tierarzt kontrolliert werden.

    Fohlenimpfung

    Innerhalb der ersten 24 Lebensstunden sollte eine tierärztliche Untersuchung des Fohlens erfolgen, um Reifegrad und Gesundheitszustand einschätzen zu können. Eine sogenannte „Fohlenimpfung“ ist optional. Sofern die Stute nicht im letzten Drittel der Trächtigkeit gegen Tetanus geimpft wurde, führe ich in meiner Praxis eine passive Immunisierung des Fohlens mit Tetanusserum durch. Zusätzlich empfehle ich die Gabe einer vitamin- sowie mineralreichen Paste (z.B. Ipaligo Foal, Fa. Equistro / Vetoquinol), die speziell auf die

    Bedürfnisse des neugeborenen Fohlens abgestimmt ist. So kann z.B. einem frühen Selenmangel (und dessen Folgen) oder ggf. mangelbedingten Infektionen / Fehlstellungen vorgebeugt werden.

    Immunglobulintest

    Immunglobuline sind die im Blut des Fohlens messbaren Antikörper (Abwehrstoffe), die es über die Biestmilch aufgenommen hat. Da das Fohlen nicht immunkompetent geboren wird, ist es auf diese Abwehrstoffe angewiesen, um Schutz vor Infektionen zu erhalten. Verfügbar ist hierzu ein Schnelltest. In folgenden Fällen empfehle ich eine Blutentnahme sowie diesen Test durchzuführen:

    – wenn bereits vor der Geburt größere Mengen Kolostrum (Biestmilch) aus dem Euter der Stute gelaufen sind

    – wenn das Fohlen „Startschwierigkeiten“ hatte, also z.B. erst spät begonnen hat zu trinken (auf jedenfall, falls es in den ersten 10-12 Std. keine Biestmilch aufgenommen hat!)

    – wenn es sich um eine Schwergeburt handelt

    – wenn das Fohlen „unreif“ oder „lebensschwach“ erscheint

    – wenn bei der Stute bekannt ist, dass sie nur eine unzureichende Immunglobulinkonzentration in der Milch erreicht

    – wenn die Stute am Ende der Trächtigkeit ernsthaft erkrankt war

    Natürlich kann ich auf Wunsch auch bei jedem anderen Fohlen den Test durchführen!

    Sollte bei einem Fohlen ein Antikörpermangel/Immunglobulinmangel festgestellt werden, besteht die Möglichkeit, die Transfusion von antikörperreichem Blutplasma durchzuführen, um das Fohlen so zu schützen.

    Die ersten Stunden und Tage des Fohlens

    Damit die Stute zu dem Fohlen eine gute „Stute-Fohlen-Bindung“ aufbauen kann, ist es wichtig, besonders in den ersten Stunden die Situation zwar zu beobachten, jedoch so wenig wie möglich einzugreifen. Es sollten sich wenn möglich nur der Stute bekannte Personen in der Nähe befinden und nur so viele Personen wie nötig (dies gilt natürlich v.a. auch für die Zeit der Geburt).

    Für die Entwicklung des Bewegungsapparates des Fohlens sowie für die Entfaltung der Tätigkeit von Lunge und Herz ist auch die Bewegung bereits in den ersten Lebenstagen essentiell. Das Sehvermögen neugeborener Fohlen ist zwar eingeschränkt, jedoch folgen sie in der Regel problemlos den Mutterstuten, sodass auch Koppelgang bei entsprechend eingezäunten Koppeln möglich ist. Ausgiebige, regelmäßige Bewegung beugt nicht nur Fehlstellungen vor bzw. hilft bei der Korrektur solcher sondern ist auch Voraussetzung für einen belastbaren Bewegungsapparat des späteren „Sportpferdes“.

    Auch für die Stute ist Bewegung post partum wichtig. Jeder Züchter hat natürlich das angestrebte Ziel, ein gesundes Fohlen möglichst pro Jahr aus einer Stute zu ziehen. Eine problemlose Wiederbedeckung setzt allerdings eine gute Rückbildung der Gebärmutter voraus – dies wiederum wird durch viel Bewegung gefördert.

    Abschließend noch einige Anmerkungen zu Erkrankungen bei Fohlen – bitte kontaktieren Sie Ihren Tierarzt, wenn Sie auffällige Symptome bei Ihrem Fohlen entdecken!

    Nabelentzündung (Omphalitis/Omphalophlebitis): der Nabel sollte nach wenigen Tagen abgetrocknet sein, nicht verdickt und zu keinem Zeitpunkt schmerzhaft (Achtung: ein nicht eingetrockneter Nabel ist eine potentielle Eintrittsquelle für Bakterien!)

    Mekoniumobstipation: Pressen auf Kot- besonders in den ersten 24 Stunden sollte bei nicht erfolgreichem Pressen auf Kot der Abgang des Darmpeches erneut kontrolliert werden. In Einzelfällen setzen Fohlen bereits Milchkot ab, obwohl das Mekonium noch nicht vollständig abgegangen ist.

    Blasenruptur: immer wieder kommt es durch die extremen Druckverhältnisse im Körper des Fohlen bei der Geburt zu einem Riss der Harnblase. Betroffene Fohlen stellen sich zum Urinabsetzen hin, zeigen Pressen jedoch ohne Ergebnis. Das Allgemeinbefinden verschlechtert sich meist schnell; i.d. R. stellen sich kolikähnliche Symptome ein. Eine Diagnose kann meist rel. gut per Ultraschall u. ggf. über eine Blutprobe gestellt werden. Schnelles Handeln ist für eine gute Prognose erforderlich.

    Fieber: Sollte das Fohlen auffällig schlapp/apathisch sein, deutl. mehr Schlafphasen aufweisen als Sie es von ihm kennen, kontrollieren Sie die Temperatur! (Normaltemperatur: 37,2 – 38,9°C in den ersten 4 Lebenstagen – danach i.d.R. 37,2° – 38,5°C). Bei einer Temperaturerhöhung in den febrilen Bereich sollten Fohlen antibiotisch abgedeckt werden, um z.B. einer Absiedelung der evt. Probleme machenden Bakterien z.B. in die Gelenke vorzubeugen. Fieber tritt z.B. auf bei Lungenentzündungen, Erkrankungen des Fohlenlähmekomplexes, bei best. Durchfallerregern etc.

    Vermehrte Gelenkfüllung: Sollte das Fohlen eine auffällige Gelenkfüllung (besonders häufig und gut sichtbar sind die Sprunggelenke betroffen) aufweisen, kann dies auf eine Absiedelung von Bakterien hindeuten. Es besteht dringend Handlungsbedarf um späteren Knorpelschäden vorzubeugen – auch wenn das Fohlen ein ungestörtes Allgemeinbefinden und normale Körpertemperatur aufweist!

    Durchfall: Durchfall bei Fohlen muss nicht bedrohlich sein, sollte jedoch immer im Zusammenhang mit Allgemeinbefinden, Körpertemperatur und Dauer des Durchfalles beurteilt werden. Viele Fohlen bekommen etwa um den Zeitpunkt der Fohlenrosse der Stute Durchfall. Vorsicht ist geboten, wenn der Durchfall anhält, die Fohlen schlapper werden. Sie können nur begrenzt den Flüssigkeitsverlust kompensieren.

    Fehlstellungen: Viele Fehlstellungen beheben sich mit ausreichend Bewegung und optimaler Vitamin- sowie Mineralversorgung (v.a. der Mutterstute) in den ersten Wochen bis Monaten von selbst; jedoch können sich auch erst nach einiger Zeit Fehlstellungen entwickeln, die der konservativen/chirurgischen Korrektur bedürfen und sich schnell verschlechtern, z.B. Sehnenstelzfuß d. Fohlens. Zu beachten ist hierbei, dass i.d.R. eine ausgewogene Ernährung der Mutterstute für die adäquate Mineralversorgung des Fohlens ausreichend ist. Ein zu schnelles Knochenwachstum aufgrund von Mineralüberversorgung kann wiederum die Entstehung von Fehlstellungen begünstigen (Bsp. Erworbener Sehnenstelzfuß).

    Entwurmung/Impfung von Fohlen

    Ist die Stute in den letzten 2-3 Wochen vor der Geburt z.B. mit Moxidectin entwurmt worden, so ist eine Entwurmung am Geburtstag nicht erforderlich.

    Wurde Moxidectin nicht verabreicht, so empfehle ich, die Stute am Tag der Geburt mit einem Ivermectin-Präparat zu behandeln.

    In einem gut geführten Stall (gutes Koppelmanagement, keine parasitären Probleme bekannt, sauberer Stall) reicht es aus, das Fohlen das erste Mal mit ca. 2 Wochen zu entwurmen – bis zu einem Alter von etwa 6 Wochen empfehle ich wöchentlich die Wurmkur zu wiederholen – danach in 6 bis 8–Wochen-Abständen bis zu einem halben Jahr (abhängig vom Infektionsdruck) – infolge im Rhythmus mit dem Bestand.

    Impfungen sollten frühestens im Alter von 6 Monaten (bei Fohlen von ungeimpften Stuten frühestens mit 5 Monaten) erfolgen.

    Um das Immunsystem nicht zu überfordern, sollten die ersten Impfungen etwas zeitversetzt kurz vor bzw. nach dem Absetzen erfolgen und nicht zu viele Komponenten umfassen. Ich empfehle mit der Tetanus-Impfung (ggf. kombiniert mit Tollwut) zu beginnen, damit das Fohlen im Aufzuchtbetrieb möglichst schnell geschützt ist.

     

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